Gebrauchsanweisung für einen Tag

30. Juli 2020 – Zum Lesen

Wenn ich den Text von Papst Johannes XXIII (1881-1963), die sogenannten 10 Gebote der Gelassenheit, lese, kommt er mir vor wie eine Gebrauchsanweisung für einen perfekten Tag.

Aber sind unsere Tage so?

Können wir diese Vorgaben oder Vorschläge jeden Tag umsetzen? Wahrscheinlich nicht – aber es fordert dazu auf, am Morgen optimistisch zu beginnen.

Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
Nur für heute werde ich die größte Sorge für mein Auftreten pflegen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu verbessern, nur mich selbst.
Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin, nicht für die andere, sondern auch für diese Welt.
Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben notwendig ist, so ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen, und ich werde es niemand erzählen.
Nur für heute werde ich etwas tun, das ich keine Lust habe zu tun; sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.
Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und der Unentschlossenheit.
Nur für heute werde ich fest glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemand in der Welt.
Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, und an die Güte zu glauben.

Johannes XXIII

Dieser Text findet sich in unserem Gesangbuch – gleich neben folgendem Lied. Geschenkte Zeit. Ein wunderbarer Gedanke.


Du schenkst uns Zeit

1. Du schenkst uns Zeit,
einander zu begegnen,
dass wir uns lieben und einander segnen.

2. Du schenkst uns Zeit
und in ihr frohe Stunden,
in denen wir der Erden Glück empfunden.

3. Du schenkst uns Zeit
und in ihr auch das Leiden,
doch willst du bei uns sein und uns begleiten.

4. Du schenkst uns Zeit,
einander zu vergeben,
wie du uns selbst vergibst, damit wir leben.

5. Du schenkst uns Zeit,
damit wir uns besinnen,
und, wenn es nötig, Neues auch beginnen.

6. Du schenkst uns Zeit!
Wir wollen sie gestalten,
als dein Geschenk in unsern Händen halten.

Herr, lass uns stille werden, dass wir sehn:
Du willst zu aller Zeit mit uns durchs Leben gehn.

Text und Melodie: Hanns Köbler 1986
 

Kirchner Rolf Lang
 

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