Maria von Wedemeyer

16. Juli 2020 – Dietrich-Bonhoeffer-Woche

John Young Bonhoeffer in Harlem Maria Zerbrochene Tafel

Zerstörte Tafel Nr. 11 „Death“

Maria von Wedemeyer – Anette Simojoki

Das tat weh. Unsere Erlöserkirche ist täglich von früh bis spät geöffnet. Wir kennen daher aufgebrochene Spendenbüchsen. Das gehört dazu. Aber als diese Tafel da in Scherben lag. Das tat weh.

Sie hängt hinten im Eingangsbereich der Kirche. Die Bilder der Ausstellung sind anhand des Lebens von Dietrich Bonhoeffers geordnet. Damit ist sie die letzte. Sie trägt das Todesdatum Dietrich Bonhoeffers: 9.4.1945. Und einen Namen: Maria. Scherben. Zerstörtes. Am Boden liegend. 

Maria von Wedemeyer

Als gerade einmal 19-Jährige hatte sie sich im Januar 1943 mit dem großen Theologen verlobt – und musste ihn doch bald hergeben: Denn wenige Monate nach der Verlobung wurde Bonhoeffer verhaftet. „Nun ist das unvorstellbar Große und Beglückende einfach da und das Herz tut sich auf.“ So hat Dietrich Bonhoeffer brieflich auf seine Frage, ob Maria seine Frau werden würde geantwortet. Sie hatte „Ja“ gesagt.

Doch ein gemeinsames Leben in Freiheit blieb ihnen verwehrt. Einzig über die in die Gestapo-Zelle geschmuggelten Briefe und kurze Besuchszeiten konnten sie ihre Liebe leben.

Über ihren Verlobten sagte sie: »Gott war seine große Liebe. Dieser unbegreifliche, verborgene Gott, dessen Tun er selbst nicht verstand.« Sie malte sich ihre Hochzeitsfeier aus. Der Trauspruch sollte Psalm 103 sein: »Lobe den Herren, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.«

Als sie im April 1945 von seiner Verlegung in das KZ Flossenbürg erfuhr, machte sie sich noch einmal auf den Weg, ihn dort zu sehen. Doch nach einer beschwerlichen Reise durch das kriegszerrüttete Deutschland wird sie an der Pforte des KZs abgewiesen. Alles, was sie noch in Händen hatte, war Bonhoeffers letzter Brief an sie vom Dezember 1944. Er sollte zum Abschiedsbrief werden. Darin schreibt er: »Du darfst nicht denken, ich sei unglücklich. Was heißt denn glücklich und unglücklich? Es hängt ja sowenig von den Umständen ab, sondern eigentlich nur von dem, was im Menschen vorgeht.«

Nach dem Krieg begann Maria von Wedemeyer eine Karriere als Computerspezialistin in Amerika. Zwei Ehen scheiterten. Sie starb 53-jährig.

Die Tafel in unserer Kirche ist restauriert. Sie hängt wieder. Zerkratzspuren sind geblieben.
 

Pfarrerin Anette Simojoki
 

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