Karsamstag

11. April 2020 – zum Lesen

Ein Jünger klagt:
„Noch nie war die Sabbat-Ruhe so gespenstisch.
Ich wage nicht, die Tür zu öffnen.
Die Katastrophe ist geschehen.
Wir haben alles auf ihn gesetzt.
Wir haben alles verloren!
Ich darf nicht daran denken, wie er da hing –
als elender, ehrloser Verbrecher.
Verblutend.
Wenigstens ist seine Qual zu Ende
Aber mit ihr starb auch all unsere Hoffnung.
Was soll da noch kommen, was werden ?
Vielleicht suchen sie jetzt auch uns:
„Warst du nicht auch einer von seinen Jüngern?“
Ein Geräusch! Ist das die Wache, um uns zu holen?
Nein, wieder Stille,
diese unheimliche Stille.
Wie in einer Totenkammer.“

Zur gleichen Zeit verabreden sich ein paar liebende Frauen, morgen in aller Frühe nach dem Grab zu sehen.

 

Martin Neubauer


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