Lernen und Teilen

Jubleth Mungure aus Tansania hat ihre erste Pfarrstelle in Bamberg

Fast direkt nach dem Abschluss ihres Theologiestudiums an der Tumaini University Makumira in Arusha/Tansania ist Jubleth Mungure nach Bayern gekommen. Hier arbeitet die 32-Jährige je zur Hälfte als ökumenische Mitarbeiterin für Mission EineWelt und als Pfarrerin in der Erlöserkirche Bamberg. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam, dass ihre erste Pfarrstelle in Deutschland ist, und was ihr ihre Arbeit hier bedeutet.

Was war Deine Motivation, eine Stelle in Deutschland anzutreten? Wie ist das alles zustande gekommen?

In meinem letzten Studienjahr habe ich den Wunsch entwickelt, dass meine erste Stelle als Pfarrerin nicht zu nah an meinem Zuhause sein sollte. Ich denke, das ist besser für meinen Dienst. Dabei dachte ich aber erstmal nur an ein anderes Dekanat innerhalb unserer Diözese, der Meru-Diözese in Tansania. Ich habe zu Gott gebetet, dass ich eine Stelle im Nord-Dekanat bekomme. Kurz vor Ende meines Studiums wurde ich dann von der Diözese über die Stelle in Bamberg informiert. Ich hatte nur an ein anderes Dekanat gedacht, aber jetzt war klar: Ich muss ganz weit weg. Denn bei uns in Tansania sucht man sich nicht die Gemeinde aus. Die Diözese bestimmt, wohin man geht. Also habe ich gesagt: „Okay, ja, ich gehe nach Deutschland.“

Warum ist es Dir wichtig, dass die erste Stelle weg von Zuhause ist?

Am Anfang als Pfarrer oder Pfarrerin ist es schwer, alles, was in der Gemeinde vor sich geht, gleich zu verstehen. Wenn meine Familie sieht, dass ich Stress habe, macht sie sich viele Sorgen. Das möchte ich nicht. Außerdem ist es einfacher, sich auf ein neues Umfeld einzulassen und neue Sachen zu lernen, wenn nicht die Familie um einen ist. Man hat auch mehr Zeit zum Arbeiten und Lernen.

Wie war es, als Du vor über einem Jahr hier in Bayern angekommen bist, hattest Du einen Kultur-Schock oder hast Du den immer noch?

Ich habe schon für die Uno in Arusha gearbeitet. Dort habe ich viele Sachen gelernt. Und ich war im Jahr 2018 auch schon einmal in Deutschland. Von daher war es nicht ganz neu für mich. Aber als ich mich hier in der Gemeinde eingearbeitet habe, habe ich schnell gemerkt, dass Hierarchie hier nicht so wichtig ist wie in Tansania.

Hast Du in der Erlöserkirche spezielle Aufgaben?

Nein, eigentlich mache ich alles, also Gottesdienst, Kindergottesdienst, verschiedene Gruppen wie Senioren- oder Frauenkreis und auch Taufen und Beerdigungen.

Was davon machst Du am liebsten?

Gottesdienste halten.

Siehst Du bei den Gottesdiensten Unterschiede zu denen in Tansania? – Und wenn ja, worin bestehen die?

Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Die klassische Liturgie im normalen Gottesdienst ist fast genau wie in Tansania. Da fühle ich mich zuhause. Auch viele klassische Kirchenlieder wurden in Swahili übersetzt. Und es gibt inzwischen auch Lieder aus Tansania im deutschen Gesangbuch. Ein signifikanter Unterschied liegt in der Länge der Gottesdienste. Hier in Deutschland dauern sie 40 bis 60 Minuten, in Tansania zwei Stunden und auch mal länger – je nach Anlass. Zudem gibt es in Tansania, anders als in Deutschland, keine Kirchensteuer. Die Gemeinden finanzieren sich über die Kollekte.

Was sind Deine Ziele während Deiner Zeit in Bamberg? – Gibt es etwas, das Du besonders gerne umsetzen möchtest?

Möglichst viel zu lernen und möglichst viel von dem zu teilen, was ich aus Tansania mitbringe.

Hast Du diesbezüglich schon bestimmte Dinge oder Themen im Kopf?

Projekte mit Kindern gehören zu den Themen, die mir wichtig sind. In der ELCT (Evangelical Lutheran Church in Tanzania/Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania) gibt es zum Beispiel einmal im Jahr einen Kindertag. Da übernehmen dann zum Beispiel die Kindergottesdienst-Teams Liturgie und Predigt im Erwachsenen-Gottesdienst und die Kinder gehen nicht in den Kindergottesdienst, sondern bleiben dabei und bringen sich ein – mit Liedern, mit Theater, mit allem, was sie wollen. Hier in der Erlöserkirche habe ich schon die Kinderbibelwoche miterlebt, wo Kinder über mehrere Tage zusammenkommen, biblische Geschichten hören, etwas darüber lernen und das auch in verschiedenen Formen kreativ und künstlerisch bearbeiten. Und ich bin begeistert, wie viele Kinder in den Kindergottesdienst kommen. Auch der Gottesdienst für die Erwachsenen ist hier gut besucht. Das habe ich in anderen Gemeinden auch anders erlebt. Da kamen nicht so viele Leute in den Gottesdienst. Hier in der Erlöserkirche gibt es viele Angebote und die Leute kommen.

Ich freue mich, dass ich hier sein darf. Das ist für mich etwas Besonderes. Ich bekomme die Möglichkeit, Glauben in einem anderen Kontext zu erleben.


Interview: Thomas Nagel, Pressereferent bei Mission EineWelt