O komm, Du Geist der Wahrheit – La Brasserie

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3. Juni 2020 – Zum Anhören und Lesen

Das Lied „O komm, du Geist der Wahrheit“ (EG 136) haben die Mitglieder der Brasserie zu Hause aufgenommen. Die Stimmen wurden danach elektronisch übereinander gelegt und so entstand das virtuelle Bläserensemble.

Aktuelle Besetzung des Bläserensembles "La Brasserie":

Trompete: Tobias Findel, Christoph Herde, Stephan Hertlein, Lukas Jakob, Hans Kirchner und Peter Jaskiola
Althorn: Hermann Kübler
Posaune: Andrea Herbert, Doris Hack, Heinz-Friedrich Kiel, Georg Geyer und Norbert Stumpf
Tuba: Brigitte Kiel und Christof Henzler
Leitung: Norbert Stumpf und Markéta Schley Reindlová

Technische Bearbeitung des Beitrags: Holger Matthes und Markéta Schley Reindlová


Liedandacht zum Lied „O komm, du Geist der Wahrheit“ EG 136

Ein Geburtstagslied wollen wir singen mit vollem Herzen zum Geburtstag der Kirche – auch in dieser besonderen Zeit. Was für eine Sehnsucht hat sich angestaut in den langen Wochen des selbstgewählten Rückzugs in die eigenen vier Wände – damals  bei den ersten Christen wie heute – aus Angst, mithineingezogen zu werden in den Strudel des Todes – damals die Ermordung Jesu, heute Covid 19.

Eine Sehnsucht nach dem Geist der Gemeinschaft, der Freiheit, des Vertrauens, wie es die Jünger mit Jesus erlebt hatten, wenn er frei und offen zu ihnen gesprochen hatte und damit Mauern eingerissen hatte, Mauern der engen Herzen, der Einsamkeit, der Lebenslügen.

O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

„Rühr Herz und Lippen an“ – aus vollem Herzen haben es Bläser aus den Posaunenchören unseres Dekanats Bamberg, der Brasserie, geblasen, jeder für sich alleine mit Handy und Laptop aufgenommen, zusammengefügt von Marketa Schley-Reindova zu dem Klang, den wir Bläser so lange vermissen, voller Sehnsucht wieder gemeinsam proben zu dürfen.

Ohne diesen Geist gäbe es die Kirche nicht. Damals bei deiner Geburt, am ersten Pfingstfest, hat der Heilige Geist die Menschen begeistert. Er war da, hat so viele Menschen bewegt, hat ihnen Kraft und Halt für ihr Leben gegeben.

Da war auf einmal ein Gemeinschaftsgefühl, ein Wir-Gefühl, das einfach nur fröhlich gemacht hat. Ansteckende Begeisterung. Da möchte ich rufen:

O du, den unser größter Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.

Diese Waffen Jesu waren ja erstaunlich schlaff aussehend:

  • Den Anderen mit den Augen der Liebe sehen,
  • sich und den Anderen Vergebung zugestehen
  • Frieden ausprobieren,
  • Besonnen, gelassen, ohne zurückzublicken und nachzukarten, die
  • gemeinsame Zukunft in den Blick nehmen,
  • den Träumen trauen
  • sich mutig zurücknehmen
  • dem Schwachen Vorrang gewähren
  • Chancen ergreifen …

Wir Christen glauben an eine Kraft hinter dieser Welt, die uns liebt und trägt, wenn wir nicht mehr können, die uns wieder in Schwung bringt, die uns nach einer Zeit der Lähmung wieder die Augen öffnet für das, worauf es im Leben doch eigentlich ankommt und uns mit Licht und Klarheit aus der Verblendung der kleinlichen, selbstsüchtigen alles überschwemmenden Lügen befreit.

Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je;
darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh.
Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu
und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.

Also: wir brauchen in der Kirche das, was uns von allen anderen unterscheidet: Klare Rede. Aufrichtigkeit. Eine Gemeinschaft bilden, in der Einer den Anderen trägt.

Vor allem: Sich immer wieder die Kraft schenken lassen, die aus der Gemeinschaft mit Jesus erwächst. Das sind die Waffen aus Höhe. Das macht Kirche zeitlos attraktiv und modern. Denn damit sind unsere Sehnsüchte angesprochen: Sehnsucht nach Wahrheit, nach Ehrlichkeit, nach Gemeinschaft, nach Sinn im Leben. Die Begeisterung kommt dann von ganz alleine. Wenn ich nämlich diese Werte erfahre. Wenn ich erlebe, dass wir Christen anders miteinander umgehen, dann gibt mir das Kraft, dann will ich das weitergeben, davon erzählen, andere begeistern.

In einer Zeit der Fakenews, der dreisten Verdrehung der Wahrheit, des Ersetzens der klar sichtbaren Wahrheit durch Lüge und der Flucht in Verschwörungsszenarien in eine Welt, in der ich keine Verantwortung mehr übernehmen muss oder unangenehme Wahrheiten akzeptieren muss, weil ich die Schuld, die Verantwortung ja so leicht Anderen aufbürden kann, brauchen wir den befreienden Wind des Heiligen Geistes.

Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.

Was ist dieses Evangelium, das Herz und Lippen wieder in Bewegung setzt? Was hatte die Frauen und Männer um Jesus fasziniert und verwandelt? Was hat die Urchristenheit in die Freiheit katapultiert? Was macht unsere Kirche aus?

Ich freue mich darüber, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die klar und aufrichtig ist, wo das ehrliche Wort zählt, wo ich dazu gehöre, weil ich bin wie ich bin, wo Menschen den Mut haben sanft zu sein, und den Mut zu dienen, wo jedem Menschen ohne Ansicht seiner Herkunft und seiner Vergangenheit Respekt entgegengebracht wird, wo Menschen wichtiger sind als Ordnungen, wo Menschen wagen kreativ zu sein, wenn etwas festgefahren ist, wo Menschen mich in den Arm nehmen, wenn ich traurig bin (ok, jetzt nur mit Blicken und Worten auf Abstand), wo Menschen wagen, nicht die Augen zu verschließen vor unserem Raubbau an der Natur, wo sie den Mut haben auch einschneidende Konsequenzen zu ziehen, wo Menschen gerne geben und teilen, wo Menschen darauf vertrauen, dass Gott uns am Ende nicht fallen lässt und wir deswegen miteinander singen und musizieren lachen und feiern dürfen. Das ist eine Gemeinschaft, die meinem Leben einen Sinn gibt.

Da bleibt mir zum Schluss nur der Wunsch und die Bitte:

Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern;
mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Feiern wir den Geburtstag dieser wunderbaren Kirche!
Amen.

Christof Henzler, Pfarrer an der Auferstehungskirche Bamberg

 

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